Lippe Landeszeitung, Nr. 23,
Seite Bad Salzuflen
Bad Salzuflen/Dörentrup
(Rei). Der Unfall, der Jan-Pascals Leben veränderte, liegt bald neun
Jahre zurück. Den Sturz in die eiskalte Bega bezahlte der aufgeweckte
Junge mit schweren Hirnschäden – mit denen er heute noch zu kämpfen hat.
„Besuch mag er, sehen Sie, wie
er lächelt“, sagt Mutter Bärbel Hiltscher. Jan-Pascal dreht sich auf
seinem Therapie-Bett um und schaut den beiden fremden Frauen freundlich
ins Gesicht. „Dieses Schicksal darf nicht in Vergessenheit geraten“,
sagt Waltraud Wellenbüscher. „Auch deshalb sind wir hier.“ Mit „wir“
meint sie die Osteoporose-Selbsthilfegruppe, die mit 86 Mitgliedern in
Bad Salzuflen und Bad Meinberg aktiv ist. Die Vorsitzende und ihre
Stellvertreterin Ilse Meier haben einen Scheck über 1000 Mark dabei.
„Das ist der aufgerundete Erlös des Verkaufs von Selbstgebastel-tem auf
unserer Weihnachtsfeier.“ Und mehr noch: Jan-Pascal ist das Patenkind
der Selbsthilfegruppe. „Wir wollen die Familie Hiltscher langfristig
unterstützen.“
Langfristig, das ist auch das
Stichwort für Jan-Pascals Therapie. Seit Jahren trainieren Bärbel und
Reinhard Hiltscher täglich mehrere Stunden mit ihrem Sohn, der heute ein
Teenager ist. Permanent die Motorik, den Atem und den Geist stimulieren.
„Wir lesen viel mit Jan-Pascal, auch die Sitzungen am Computer bringen
etwas“, so der Vater.
|
27. Januar 2001
Der heute 15-Jährige ist ein
überaus fröhlicher Junge mit alterstypischen Leidenschaften: Er schaut
gerne Fernsehen (Favorit: die Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten), ist
Fußball-Fan (Borussia Dortmund) und hört gerne Musik. Die Lieder von
„Pur“ oder „Echt“ sind es auch, die ihn bei seinem größten Fortschritt
der jüngsten Vergangenheit begleiten. „Wenn Jan-Pascal auf seiner
Fahrradmaschine sitzt, hat er fast immer den Kopfhörer auf“, so die
Mutter. Bis zu einer halben Stunde hält es Jan-Pascal an einem Stück auf
dem Sattel aus. Die Pedalen kann er allerdings nicht selber treten. „Da
läuft ein Motor, der schwächer wird, wenn Jan-Pascal selber ein bisschen
Druck auf die Pedale erzeugt.“
Der Junge absolviert zusätzlich
in Etappen ein so genanntes „Biofeedback-Training“. Ein Spezialist in
der Eiffel versucht mit einer speziellen Massage die Nervenzellen zu
stimulieren.
Bis Jan-Pascal laufen und
sprechen kann, wird es auf alle Fälle noch lange dauern. Aber die
Hoffnung lässt die Eltern nicht müde werden. Für sie ist ihr großer Sohn
sowieso kein Buch mit sieben Siegeln: „Wir wissen immer, was Jan-Pascal
will“, sagt die Mutter |